Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Feldkirchen
Von der Gründung bis zum 2. Weltkrieg
Nachdem es im Jahre 1874 in der Umgebung von Feldkirchen mehrere große Brände gegeben hatte, taten sich einfluss-reiche Feldkirchner Bürger, wie Benno Stacheder (Kaufmann), Sebastian Mareis (Brauereibesitzer) und Anton Mareis (Bäckermeister) zusammen und schlagen die Gründung einer eigenen Feuerwehr in Feldkirchen vor. Der Gedanke fand sehr große Zustimmung und so konnte am 21. Juni 1874 die Gründungsversammlung der "Freiwilligen Feuerwehr Feldkirchen" stattfinden.
Erster Kommandant war Benno Stacheder und Vorstand der jeweilige Bürgermeister, was bis 1985 Gültigkeit hatte. Zur großen Zahl der Gründungsmitglieder kamen schon bald weitere vom Feuerwehrgedanken begeisterte Männer hinzu, so dass sie Wehr eine rasche Aufwärtsentwicklung nahm
Die erste damals in Gebrauch befindliche Spritze war eine so genannte Handdruckspritze. Für die Steigermannschaft kaufte man eine einfache Stützleiter.
Neben mehreren kleineren Einsätzen galt der erste Großeinsatz der Feuerwehr dem alten Petzingerhaus in Feldkirchen neben der Kirche. Nur durch äußerste Anstrengungen aller Wehrmännerkonnte der Kirchturm vor dem Feuer bewahrt werden; Das aus Holz bestehende Petzingeranwesen wurde jedoch ein Raub der Flammen.
Eine Vereinsfahne gab es nie, jedoch besaß man eine Standarte mit einer an der Spitze angebrachten roten Laterne, welche zum "Exerzieren", wie es damals hieß, mitgetragen wurde. Kommandant Alexander Frey war sehr streng. Die Bewegungen und Wendungen bei allen Übungen ließ er solange wiederholen, bis sie exakt saßen.
Um 1910 beschaffte man eine neue, moderne Handdruckpumpe. Diese hieß seitdem "Neue Spritze". Auch die "Neue Spritze" wurde von einem Pferdegespann gezogen, welches dem Gutsbesitzer Anton Mareis gehörte. Er legte mit seinen Rössern, welche bergauf und bergab immer im Trab gingen, eine Schnelligkeit an den Tag, die in der näheren und weiteren Umgebung als einmalig galt. 1912 konnte die Gemeinde eine neue fahrbare Leiter erwerben.
Der erste Weltkrieg brachte für die Wehr einen großen Tiefpunkt, da die meisten Feuerwehrmänner zum Militär einrücken mussten und nur notdürftig durch Jungmänner und ältere Leute ersetzt werden konnten. Nach dem Krieg ging es jedoch wieder schnell aufwärts. 1931 wurde die "Neue Spritze" durch eine von Bürgermeister Petzinger gekaufte "Flader-Motorspritze" abgelöst. Diese Spritze war bereits auf einem Anhänger aufmontiert. 1935 erwarb man dazu einen schweren Daimler-Benz-PKW, mit der für damalige Verhältnisse enormen Motorleistung von 100 PS, welcher zu einem Mannschafts- und Gerätefahrzeug umgebaut wurde. Mit diesen Anschaffungen war eine gute Verbindung für eine komplette Löscheinheit geschaffen worden, welche von privaten Fahrzeugen und lebendigen Pferdestärken unabhängig war
Während des Zweiten Weltkriegs
Ähnlich wie im Ersten Weltkrieg wurden auch 1939 beim Ausbruch des Zweiten Weltkriegs fast alle Feuerwehrmänner zum Militär eingezogen.
Jungmänner und ältere Leute wurden als Ersatz zum Löschdienst herangezogen. Diese mussten, als München von den vielen schweren Luftangriffen brannte, dorthin zu Löscheinsätzen ausrücken. Nicht nur bei den Löscharbeiten bestand oftmals Lebensgefahr. Auch vor zurückkehrenden feindlichen Bombern musste im nächstgelegenen Waldstück Schutz und Deckung gesucht werden.
So verdienen alle, welche in selbstlosen Einsätzen die furchtbaren Brände in München mitgemacht haben, besondere Anerkennung und Würdigung. Glücklicherweise kam von den Feuerwehrmännern aus Feldkirchen niemand ums Leben. Zu den Löscharbeiten in unserer engeren Heimat wurden in den Kriegsjahren auch Frauen herangezogen.
1944 erwarb die Gemeinde ein neues Löschfahrzeug vom Typ LF 8/8, Marke Opel Blitz, mit einer Tragkraftspritze und kompletter feuerwehrtechnischer Ausrüstung. Dieses Fahrzeug wurde jedoch von den Amerikanern beim Einmarsch am 1. Mai 1945 mitgenommen.
Als Ersatz konnte unter der Leitung von Kommandant Gotzler in einer "Nacht- und Nebelaktion" ein LF 15 aus Heeresbeständen "sichergestellt" werden, welches aber später die Militärregierung rechtmäßig erwarb.
Erwähnenswert ist noch, dass man 1931 beim Kauf der "Flader-Motorspritze" die "Handdruckspritze" an die Löschgruppe Wertach überstellte.
1944 beim Kauf des LF 8/8 konnte man die "Flader-Motorspritze" wiederum der LG Wertach übergeben. Die Personalstärke der LG Wertach bestand aus 16 Mann, die von Anton Schnitzenbaumer (Walchbauer) geleitet wurde.
Von den Nachkriegsjahren bis zur Fusion
Als im September 1961 ein Tanklöschfahrzeug TFL 16/25 mit einem fest eingebauten Wassertank mit 2500 Liter erworben werden konnte, erreichte die Wehr einen noch nie erzielten Höhepunkt. Das Fahrzeug wurde vom damaligen Landkreis Bad Aibling gekauft und ging mit einer Zuzahlung von DM 5.000,- in den Besitz der Gemeinde Feldkirchen über.
Das TLF 16/25 entsprach dem modernsten technischen Ausrüstungsstand. Es waren vier Pressluftatemschutzgeräte sowie eine Schaumlöschausrüstung untergebracht. Seite diesem Zeitpunkt ist Feldkirchen "Stützpunktfeuerwehr" des westlichen Landkreises. Ebenso verwaltet die Wehr ein von der Gemeinde gekauftes "Heuwehrgerät", mit dem schon viele landwirtschaftliche Anwesen vor einem Brand bewahrt werden konnten.
Außerdem besitzt man Werkzeug für kleinere Katastropheneinsätze, welches sich zum Schutz bei Überschwemmungen durch die Mangfall, z.B. Niederaltenburger Brücke, bestens bewährt hat.
Dank des beherzten Handelns des damaligen Kommandanten Georg Gotzler hatte die Gemeinde Feldkirchen mit dem umgebauten "Militärlöschfahrzeug" auch nach dem 2. Weltkrieg ein geeignetes Fahrzeug
Die erste Leistungsprüfung der FF Feldkirchen wurde 1966 abgelegt. Seit 1968 werden in der Wehr regelmäßig Leistungsprüfungen durchgeführt.
Aufgrund eines schweren Unfalles 1972 im Ortsbereich zwischen einem PKW, besetzt mit fünf Amerikanern und einem Omnibus wurde eine Rettungsschwere und Spreizer angeschafft. Im Jahr 1973 wurde von der Gemeinde ein neues Löschgruppenfahrzeug LF 8/8 (schwere Ausführung) gekauft, welches mit einer Vorbaupumpe und einer eingeschobenen Tragkraftspritze (TS 8/8) ausgerüstet war. Außerdem waren im Fahrzeug vier Atemschutzgeräte und Ausrüstungsgegenstände für kleinere technische Hilfeleistungen untergebracht
Als 1973 das 100-jährige Gründungsfest in greifbare Nähe rückte, beschloss man, zu diesem Fest eine Fahne anzuschaffen. Aus Kostengründen reifte bei den Verantwortlichen der Gedanke, die Nachbarfeuerwehren Feldolling und Westerham mit einzubinden. Dank der Spendenfreundlichkeit der Bürger aus den drei Ortsteilen Feldkirchen, Feldolling und Westerham konnte eine Fahne für DM 6.000,- angeschafft werden. In vielen Sitzungen der Vorstandsmitglieder der drei Wehren und einer etwa 1 1/2-jährigen Vorbereitungszeit konnte die Weihe einer gemeinsamen Fahne, verbunden mit dem 100-jährigen Gründungsfest des FF Feldkirchen mit einjähriger Verspätung am 13. und 15. August 1975 festlich begangen werden.
Seit 1974 besteht eine Patenschaft mit der Freiwilligen Feuerwehr Großhelfendorf und seit 1981 mit der FF Großhöhenrain.
1989 konnte zwischen den Gemeinden Jenesien bei Bozen in Südtirol und Feldkirchen-Westerham eine Partnerschaft abgeschlossen werden. Seit dieser Zeit besteht auch zwischen den Feuerwehren beider Gemeinden ein partnerschaftliches Verhältnis, wozu gegenseitige Besuche grenzüberschreitend beitragen.Freundschaftliche Beziehungen werden auch mit der Gemeinde Feldkirchen in Kärnten unterhalten.
Das herausragendste Ereignis im Jahr 1986 war der Eintrag in das Vereinsregister unter dem Namen "Freiwillige Feuerwehr Feldkirchen von 1874 e.V." Als 1. Vorstand wurde Josef Binder aus Unterwertach gewählt, welcher das Amt bis 1990 inne hatte. Seit diesem Zeitpunkt konnte der gesellschaftliche Teil des Vereins sehr stark belebt werden. Es werden Feste wir Grillfleischessen, Flohmarkt und Kesselfleischessen in gewohnter Tradition abgehalten.
Unter der Federführung des Kommandanten Georg Gotzler konnte 1986 ein neues Tanklöschfahrzeug TLF 16/25 zum Preis von DM 220.000,- von der Gemeinde beschafft werden. Die Einweihung mit kirchlichem Segen durch geistl. Rat Hubert Huber und einer anschließenden Feier im Gerätehaus fand am 06. September 1986 statt.
Einen großen Einschnitt bei der Feldkirchner Wehr gab es bei der Jahreshauptversammlung 1987. Georg Gotzler, seit fast 24 Jahren erster Kommandant, stellte sein Amt aus beruflichen und in einigen Jahren eintretenden Altersgründen zur Verfügung. Der Name Gotzler zieht sich durch die Vereinsgeschichte der Feuerwehr Feldkirchen, denn bereits sein Vater und Großvater bekleideten das Amt des Ersten Kommandanten.
Für seine großen Verdienste im Feuerlöschwesen und seine Zuverlässigkeit wurde ihm vom ersten Bürgermeister Georg Röhrmoser ein geschnitztes Gemeindewappen übergeben. Auch der anwesende Kreisbrandrat Lorenz Bachmair zeigte für den Rücktritt Verständnis und bat Gotzler auch weiterhin der Wehr mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. In Anerkennung seiner herausragenden Leistungen überreichte der Kreisbrandrat Georg Gotzler das Feuerwehrehrenzeichen in Gold.
Auch die Vorstandschaft der Feuerwehr Feldkirchen würdigte das Wirken Gotzlers. Mit einem einstimmigen Beschluss ernannte ihn Vorstand Sepp Binder zum Ehrenkommandanten. Sichtlich gerührt nahm Georg Gotzler diese Ehrungen an. Er betonte, dass er sein Amt mit ganzem Herzen bekleidet und alle Arbeiten als eine Selbstverständlichkeit angesehen habe.
Als herausragendes gesellschaftliches Ereignis geht das Aufstellen des "Ersten Maibaums" nach dem Krieg auf dem neug estalteten Dorfplatz in die Geschichte ein. Der Baum wurde aus dem Wald des ersten Bürgermeisters Röhrmoser gestiftet. Besonderes Lob für die Organisation beim Herrichten, sowie dem anschließenden Bewachen verdiente sich Vorstand Martin Faltlhauser.
Unter der Leitung der Feuerwehr Feldkirchen stellte man am 1. Mai mit den Ortsvereinen den 27 Meter hohen Baum auf. Herr Pfarrer Gerhard Salzeder spendete den kirchlichen Segen. Anschließend konnte bei herrlichem Wetter bis spät in den Abend gefeiert werden.
Unter der Regie von Zimmerermeister Josef Schnitzenbaumer konnte im Oktober 1994 der Dachstuhl für die Garage des Mehrzweckfahr-zeuges aufgestellt werden. (Sehr große Eigenleistung zur Senkung der Baukosten) Damit ging ein großer Wunsch für die Verantwort-lichen der Feuerwehr Feldkirchen in Erfüllung.
Die neu erbaute Fahrzeuggarage und der Aufenthaltsraum, der auch der Rot-Kreuz-Kolonne und der VHS zur Verfügung steht, wurde in hunderten von freiwilligen Arbeitsstunden erstellt.
Der Jahresbeginn 1995 wartete für die Feuerwehr Feldkirchen ebenfalls mit einigen Überraschungen auf. Durch den Kauf einer gebrauchten Drehleiter DLK 23-12 mit Kraneinrichtung gab es für die Unterstellung dieses Fahrzeuges einige Probleme. Weil aber das TSF der Feuerwehr Unterlaus nicht mehr repariert werden konnte, gab man das TSF von Großhöhenrain nach Unterlaus und das LF 8 aus Feldkirchen nach Großhöhenrain; somit war im Gerätehaus Feldkirchen Platz für die Drehleiter.
Einig sind sich die Feuerwehrmänner einschließlich der Vorstandschaft und des Kommandanten, dass die Drehleiter die Feldkirchner Feuerwehr von eine große Herausforderung stellen wird. "In punkto Ausbildung, Bedienung und Einsatztaktik werden wir an neuen Maßstäben gemessen werden", so der Ausbilder. Er appellierte schon jetzt an die Aktiven, bei den Ausbildungskursen größte Sorgfalt an den Tag zu legen.
Ein weiterer Meilenstein war im Mai mit der Fertigstellung des "Füll- und Prüfraumes" für Atemschutzgeräte gesetzt worden. Mit sehr großem Engagement von Vorstand und Kommandant, sowie einer großzügigen Spende einer Privatperson, konnte der Füllkompressor beschafft werden. Hinzu kam eine erhebliche Eigenleistung bei der Installation der Geräte durch Aktive der FF Feldkirchen. Die Anlage wird von allen sechs Wehren der Gemeinde zur Füllung der Atemschutzflaschen benutzt und trägt damit erheblich dazu bei, die Gemeindefinanzen zu entlasten.
Ein herausragendes Ereignis in der Geschichte der Feuerwehr Feldkirchen ist, dass seit dem Frühjahr 1997 fünf Florianstöchter im aktiven Dienst sind. Nach der Vorbereitungszeit für eine Leistungsprüfung war dann am 24. Juni 1997 die Stunde der Wahrheit gekommen. Unter den strengen Augen von Kreisbrandinspektor Sepp Glaser und der Kreisbrandmeister Franz Rieder und Georg Puhl, traten die fünf Mädchen, unterstützt von vier Burschen, zur Prüfung an. Die junge Gruppe legte die Prüfung mit großem Erfolg ab, wofür sie reichlich Beifall erhielt.
Die seit 1998 bestehende Jugendgruppe aus sieben Teilnehmern, legte im gleichen Jahr die Prüfung für die Jugendleistungsspange ab.