Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Westerham
Protokollbucheintrag vom 30. Oktober 1926:
„Die Freiwillige Feuerwehr Westerham wurde am 1. Oktober 1876 von 58 Mann gegründet. Von diesen sind noch neun Mann in unserer Mitte und heute unsere Gäste.
Es sind die Herren Josef Leiß, Josef Maier, Hans Höß, Martin Kopp, Johann Angerer, Johann Etterer, Josef Pauer, Johann Andrä und Josef Eitzenberger.
Die Gründungsmitglieder wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt und mit einem Diplom beschenkt.“
Im Lexikon für das Königreich Bayern aus dem Jahre 1832 lautet der Eintrag für Westerham: „Es liegt an der Mangfall unfern der Straße von München nach Rosenheim und enthält 31 Häuser mit 144 Einwohner und 1 Mühle.“
Die statistische Beschreibung des Erzbistums München-Freising aus dem Jahre 1874 weist 199 Seelen und 35 Häuser aus; das sind pro Anwesen 5,7 Bewohner und 1,7 Feuerwehrmänner!
Im Jahre 1913 beschreibt das Heimatbuch “Das Leitzachtal“ Westerham als Dorf mit Kirche und Schule, 60 Wohnhäuser, 600 Einwohner, 1 Brauerei, 2 Gasthäuser, Poststation, Telegraph und Mangfallbad. Industrielle Werke von Steininger, Leiß, Mareis. Elektrisches Licht in fast allen Häusern.
Wie die Ausrüstung zur Gründungszeit war, darüber schweigen die Quellen. Am 26. Mai 1900 wurde einstimmig die Anschaffung eines Mannschaftswagens angenommen.
„Die Herren Schäffler, Eitzenberger und Schnitzenbaumer werden mit dem Ankauf eines alten “Omnibus“ betraut, welcher dann in eine Art Jagdwagen abgeändert werden soll. Vorbehaltlich eines noch stattfindenden Ortsbeschlusses beschließt die heutige Generalversammlung, daß bei einem Brandfalle nach Auswärts für den Fuhrdienst Sechs Mark aus der Ortskasse bezahlt werden soll und zwar für die Spritze als auch für den Mannschaftswagen. Herr Lorenz Schäffler übernimmt unter diesen Bedingungen jederzeit den Spanndienst, vorausgesetzt, daß ihm das nötige Pferdematerial zur Verfügung steht.“
Der „Omnibus“ wurde um 250 Mark erworben - der Verkäufer garantiert, daß mit Kutscher 15 bis 16 Mann Platz haben.
Am 15. Dezember 1929 erhielt unsere Wehr eine Motorspritze. Folgende Männer wurden zur Bedienung gewählt:
Josef Kienberger als Zugführer. Eugen Leiß, Hermann Steininger, Lorenz Schäffler, Anton Mayer, Josef Deininger, Nikolaus Deininger. Ludwig Kaiser und Martin Kopp junior
Aus dem Westerhamer Ortsprotokollbuch kennen wir auch den Typ: „Bestellt wird bei der Firma Irlbeck und Rieder eine Spritze Marke Flader, Modell Siegerin Größe 2.
Das erste feuerwehreigene Kraftfahrzeug war 1960 ein alter, umgebauter Transit-Bus von der Firma Schuberth - vorher hat der “Schmidkarl Lenz“ Mannschaft und Ausrüstung mit seinem Limonadenlastwagen transportiert. Sehr froh war man dann 1969 über das neue Feuerwehrfahrzeug, einen Ford Transit
Heute stehen ein Löschfahrzeug LF 8 Marke Magirus aus dem Jahre 1986 und ein Mercedes-Benz Sprinter Mannschaftstransportwagen im Gerätehaus.
Ohne Kommentar ist folgender Protokolleintrag vom 22. Mai 1932:
“Wir mußten einen Verein gründen, weil wir in der Kasse kein Geld hatten. Es wurde beschlossen. von jedem Hausbesitzer, Geschäftsmann und Beamten von Westerham einen Jahresbeitrag von einer Mark einzuheben.
Dass die Ausstattung nicht immer so hervorragend war, beweist der Protokolleintrag vom Mai 1901: “Der Kommandant Xaver Leiß spendiert der Freiwilligen Feuerwehr eine Schiebeleiter unter den Bedingungen, dass er diese zu Privatzwecken benutzen darf und bei Auflösung der Feuerwehr an den Spender zurückgegeben werden muß“.
Es mußte auch vor 1900 schon ein Feuerwehrhaus gegeben haben, nachdem man wegen des Jagdwagens eine Erweiterung plante. Näheres über die Finanzierung ist im Westerhamer Ortschaftsprotokoll vom 29.7.1905 zu erfahren: “Zum Neubau sollen die Pfandbriefe der Rentenanstalt in Nominalhöhe von 500 Reichsmark verwendet werden. Hierzu müssen aber 20 % von der Gesamtsteuer von denjenigen Anwesensbesitzern eingebracht werden, welche der Ortswasserversorgung nicht angeschlossen sind.
Am 10. Oktober 1980 war die Einweihung unseres jetzigen Gerätehauses - ein kompletter Neubau am alten Platz. Ein Anbau zur Unterbringung der ganzen Gerätschaften wurde 1997 fertig gestellt.
Wer waren die Männer, die über 130 Jahre den Fortbestand der Wehr garantiert haben? Eine genaue Rekonstruktion der Kommandanten und Vorstände findet sich hier. Herausragend ist, dass Xaver Leiß am 9. Mai 1931 mit dem 50jährigen Feuerwehrverdienstkreuz ausgezeichnet wurde und von 1900 bis 1931 Kommandant in Westerham war.